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Dirk Zingler im Interview (Teil 3)

Sa, 10. Mai 2014
Dirk Zingler im Interview (Teil 3)

Am vergangenen Wochenende fand das Exilertreffen der Unioner statt. Auch in Aalen endete das Treffen wieder mit dem traditionellen Frühschoppen, bei dem Union-Präsident Dirk Zingler sich den Fragen von André Rolle und Rocco Schlichting vom Orga-Team stellte.

Das Interview gibt's in gekürzter Fassung im Programmheft zum letzten Heimspiel gegen 1860 München und in voller Länge hier auf der Homepage in vier Teilen. Heute Teil 3:

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Zurzeit wird aktiv an den Parkplätzen vor der Tribüne gearbeitet. Ist das das einzige bauliche Vorhaben, dass sagen wir mal bis zum nächsten Sommer ansteht?

Jetzt aktuell ist es der Parkplatz. Es ist die Fertigstellung des Hauptstadions. Ich sagte ja vorhin schon, dass wir uns grundsätzlich Gedanken machen, wie sich der Verein in den nächsten zehn Jahren entwickelt. Damit befasse ich mich persönlich sehr viel. Wie wollen wir uns eigentlich positionieren? Wo wollen wir stehen im deutschen Fußball? Wie wollen wir uns infrastrukturell weiterentwickeln? Wo arbeiten in Zukunft unsere Mitarbeiter?

Wir haben heute über 100 festangestellte Mitarbeiter im Verein. Der Verein hat sich rasant entwickelt. Wir wissen gar nicht mehr, wo die Menschen ihre Arbeitsplätze finden. Es steht fest, dass wir mehr Räume brauchen. Das heißt also, dass wir uns mit allen Geländen befassen, die um die Alte Försterei herum zur Verfügung stehen. Wir befassen uns damit, ob diese käuflich zu erwerben sind, um dort zu investieren. Wir überlegen uns auch, was machen wir mit der Alten Försterei, also mit dem Gebäude Alte Försterei. Es ist jedenfalls zu klein, um weitere Büros aufzunehmen. Wir denken über ein Museum nach, über ein Archiv. Wir platzen aus allen Nähten in der Alten Försterei und ich gehe davon aus, dass wir noch weiter wachsen werden. Daher machen wir uns auch Gedanken, dass wir weiter Immobilien kaufen, die bebaut werden sollen, um dem Verein letzten Endes Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.

Ist das Fanhaus noch in der Planung?

Das Fanhaus ist nach dem Parkplatz das aktuellste Projekt. Ich glaube, dass wir relativ schnell zu einer Entscheidung kommen. Wenn uns das eine oder andere noch kurzfristig gelingt, was die Immobilien betrifft, die wir dazu kaufen wollen, dann wollen wir auf benachbarten Lidl-Gelände das Fanhaus errichten bzw. ausbauen.

Ist da angedacht, eventuell in den nächsten Wochen oder Monaten, das Stadiongelände für 1,9 Millionen zu kaufen?

Nein, ist es nicht. Wir haben dort ein dauerhaftes Ankaufsrecht und können dieses Grundstück jederzeit ankaufen. Ich würde da jetzt keine 1,8 - 1,9 Millionen Euro aufnehmen und dort investieren. Vielleicht könnte man bei der aktuellen Zinssituation 2 – 3% sparen.  Das ist aber ein Vorhaben, was bei uns nicht ganz oben steht, weil wir es jederzeit verwirklichen können.

Die Infrastruktur rund ums Stadion. Rund ums Spiel, beim Spieltag selber herrscht immer tüchtiges Chaos. Wie schätzt du selber das Klima ein zwischen Bezirk, Senat, Polizei?

Ich glaube, dass das Klima gut ist. Aus unserer Sicht ist es aber nicht so, dass der Bezirk aktiv handelt. Wir hatten erst in den letzten Tagen eine Elefantenrunde mit dem Bezirk, wo wir uns persönlich, auch mit Oliver Igel, abgestimmt haben. Ich habe dort auch Kritik geäußert. Wir glauben, im Bezirk hat sich eine Atmosphäre breit gemacht, dass man nur lange genug nichts tun muss, dann machen es die Unioner selbst. Wir haben in den letzten Jahren unheimlich viel gemacht für den Bezirk. Wir haben das Stadion selber ausgebaut, bauen selber Wege auf öffentlichem Land. Wir bauen Lampen auf, auf Wegen, die uns nicht gehören. Wir tun all diese Dinge, weil der Bezirk bzw. das Land Berlin sie nicht tut. Und damit hat der Bezirk sich angefreundet. Der Bezirk spart, der Senat spart. Personal wird abgebaut. Wir pflegen öffentliche Grünanlagen. Das heißt, wir pflegen als Stadiongesellschaft den Bruno-Bürgel-Weg. Wir pflegen auch die öffentlichen Sportplätze in der Alten Försterei, die in jeder anderen Stadt von der öffentlichen Hand gepflegt werden. Bei uns nicht.

Ich habe versucht, Oliver Igel zu sagen, dass auch bei uns Grenzen existieren. Wir tun es gerne selbst, wir helfen auch sehr gerne, aber wir wollen schon, dass der Bezirk seiner Verantwortung gerecht wird.

Wir nehmen den Bezirk oder die Region am Spieltag nicht in Geiselnahme, wie du gesagt hast, sondern es kommen zu jedem Spiel 1.000 – 2.000 auswärtige Fans. Den Umsatz, den wir hier in Aalen machen, machen die Auswärtsfans bei uns auch. Die übernachten, die schlafen dort. Also wir sind ein Wirtschaftsfaktor. Der 1. FC Union Berlin und die AG zahlen seit Jahren ca. 5 Mio € Steuern pro Jahr. Es ist schon lange nicht mehr so, dass wir auf der Nehmerseite sind. Wir sind ein gesundes mittelständisches Unternehmen und wir haben ein sehr hohes Lohnaufkommen. Wir zahlen pro Jahr ca. 4 Millionen Euro Lohnsteuer. Wir zahlen Umsatzsteuer, weil wir ein Endkundenbetrieb sind. In jeder Wurst, in jedem Bier, in jeder Eintrittskarte ist Umsatzsteuer drin. Diese Steuern fließen zu ca. 55% direkt in die Landeskasse und zu 45%  in den Bund. Das heißt, wenn wir 15 Millionen Euro Steuern gezahlt haben, sind ca. 7,5 Millionen Euro an das Land Berlin geflossen.

Wir wollen schon wahrgenommen werden als Wirtschaftsfaktor für Berlin. Das ist ein bisschen schwierig, weil die Senatssportverwaltung sagt, wir befassen uns eigentlich nur mit Amateursportvereinen, die Wirtschaftsverwaltung sagt, ihr seid doch ein Sportverein. Wir liegen irgendwo dazwischen. Da gibt es bisher keine klare Zuständigkeit. Es geht darum, dass wir immer wieder Sensibilisieren, immer wieder aufmerksam machen. Das gelingt uns immer besser. Aber einen schnellen Erfolg verspreche ich mir da auch nicht. Im Zweifelsfall machen wir es eben doch selbst. Wir würden uns sonst selbst schaden, wenn notwendige Dinge nicht vorrankommen.

Ich musste die letzten Wochen krankheitsbedingt auf der Haupttribüne sitzen. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen die dort sitzen es überwiegend genießen, in die Atmosphäre einzutauchen. Du hast in den letzten Jahren immer mal wieder erzählt, wie wichtig dieser Tribünenneubau für die Weiterentwicklung des Vereins ist. Sind bisher alle Wünschen, Hoffnungen und Träume die man mit der Tribüne hatte in Erfüllung gegangen? Wie sind so die Auslastungszahlen? Es ist ja auch möglich viele Veranstaltungen außerhalb des Fußballs dort durchzuführen. Wie wird das angenommen?

Wenn ich heute durch die Tribüne gehe, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Diese Tribüne ist uns, salopp gesagt, wirklich gelungen. Und da kann man sich nur bei Dirk Thieme und seinem Planungsbüro bedanken. Alle, die zu uns kommen, ob es Gastvereine oder Drittveranstaltungen sind, sagen, da ist so viel Union drin, da ist so viel Liebe drin in diesem Haus. Das ist wirklich sehr schön und deshalb begeistert es auch die Menschen, die da reingehen.

Wir sind mit der Auslastung im ersten Jahr sehr zufrieden. Das Vermarktungsteam macht dort eine super Arbeit. Vor zehn Jahren hatten wir noch 32 Sponsoren, jetzt sind es 360. Sie sind auch durch das Stadion, durch die Atmosphäre sehr gern bei uns Sponsor. An den Spieltagen liegen wir bei einer durchschnittlichen Auslastung um die 75 - 80% im Jahres Mittel. Die Logen sind in der Regel immer ausgebucht. Nicht nur von Sponsoren. Wir haben auch schon Logen an Fanclubs vermietet. Die sind auch sehr gern da drin. Es macht viel Spaß, weil auch die Atmosphäre im Haus eine schöne gemischte Atmosphäre ist. Es sind viele Unioner da drin.

Auch das Thema Drittveranstaltungen läuft sehr gut. Bis heute haben wir über 150 Drittveranstaltungen in dem Haus gehabt. Von Großveranstaltungen bis zum Geburtstag. Und jede Veranstaltung verbinden die Menschen letzten Endes mit Union. Ich glaube, dass uns da was Gutes gelungen ist.

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