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Dirk Zingler im Interview (Teil 2)

Fr, 09. Mai 2014
Dirk Zingler im Interview (Teil 2)

Am vergangenen Wochenende fand das Exilertreffen der Unioner statt. Auch in Aalen endete das Treffen wieder mit dem traditionellen Frühschoppen, bei dem Union-Präsident Dirk Zingler sich den Fragen von André Rolle und Rocco Schlichting vom Orga-Team stellte.

Das Interview gibt's in gekürzter Fassung im Programmheft zum letzten Heimspiel gegen 1860 München und in voller Länge hier auf der Homepage in vier Teilen. Heute Teil 2:

<< Teil 1

Die Exiler erfahren ja die meisten Dinge in erster Linie aus der Presse. Von daher ist die Gelegenheit heute hier natürlich groß, dass zu erfahren, was wirklich passiert ist. Wie liefen für dich persönlich die letzten 14 Tage ab? Wann war für dich persönlich der Zeitpunkt, das Thema Trainer anzufassen und diese Entscheidung zu treffen?

Wie es mir ergangen ist die letzten 14 Tage? Nicht gut! Sich von einem leitenden Mitarbeiter zu trennen, mit dem man sieben Jahre sehr gut, sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet hat, ist keine einfache Entscheidung. Diejenigen, die diese Entscheidung getroffen haben, hat das sehr mitgenommen, weil Uwe Neuhaus die letzten sieben Jahre einen guten Job gemacht hat und wir uns auch gut verstanden haben. Wir konnten die gegenseitigen Stärken und Schwächen gut einordnen.

Ich verstehe natürlich, dass ihr und die Öffentlichkeit erstmal überrascht wart über unsere Entscheidung. Wir, meine Kollegen im Präsidium, der Aufsichtsrat und ich verstehen unsere Aufgabe natürlich so, dass wir Entwicklungen und Tendenzen erkennen und wahrnehmen, bevor sie in die Öffentlichkeit dringen. Die haben wir erkannt und deshalb haben wir gehandelt.

Das wir diese Entwicklung dann nicht öffentlich machen, halte ich auch für logisch, denn wir wollen ja den Verein schützen. Es ist immer gut, wenn Probleme intern erkannt werden und intern gehandelt wird. Das befriedigt natürlich nicht die Neugierde der Menschen. Das verstehe ich. Aber ich glaube, dass der Weg so besser ist. Wenn Probleme im Verein existieren und wir würden davon aus der Zeitung erfahren und durch öffentlichen Druck handeln, dann wären wir eine schlechte Vereinsführung.

Weil für uns intern klare Gründe vorlagen, haben wir uns entschieden im Sommer einen Neunanfang zu wagen. Öffentlich machen werde ich diese Gründe natürlich nicht. Aber ihr könnt davon ausgehen, dass wir durch diese Entscheidung nicht das Tempo erhöhen wollen. Wir haben diese Entscheidung auch nicht getroffen, weil wir in dieser Saison nicht aufgestiegen sind. Das ist alles Quatsch. Wir haben uns so entschieden, weil wir unseren Weg Stück für Stück in unserer Schrittgröße weitergehen wollen.

Wie geht man das Thema Nachfolger jetzt an? Arbeitet man an Anforderungsprofilen, wie der Nachfolger aussehen soll, was er für Fähigkeiten haben soll? Gehst du jeden Tag an den Briefkasten im Forsthaus und da liege 20 Bewerbungen drin? Oder werden Telefonate geführt und wird nachgefragt, ob derjenige Lust hat zu kommen?

Von allem ein bisschen. Es treffen jeden Tag Bewerbungen ein. Ich glaube, der 1. FC Union Berlin ist ein Verein, wo Trainer sehr gerne arbeiten würden. Wir haben hervorragende Bedingungen. Die Trainer wissen, dass wir eine sehr beständige Grundidee haben, dass wir mit Angestellten gerne sehr lange zusammenarbeiten.

Wir haben eine Vielzahl von Bewerbungen bekommen. Das freut uns erstmal, weil es auch eine Art Anerkennung ist. Jeder, der von euch vielleicht auch Unternehmer ist weiß, dass es ja nichts Ungewöhnliches ist, Einstellungsgespräche zu führen. Wir haben als Verein natürlich ein Anforderungsprofil für einen Cheftrainer. Ich bin der Auffassung, dass Fußballlehrer, die in Deutschland ausgebildet wurden und schon Profierfahrung haben, grundsätzlich gute Trainer sind. Natürlich gibt es unterschiedliche Grundphilosophien im Fußball, aber in Einstellungsgesprächen erzählt sowieso erstmal jeder, dass er junge Spieler integrieren möchte, dass er ein schnelles Umkehrspiel mag und Offensivfußball spielen lassen will. Das ist wie bei einem Einstellungsgespräch im Unternehmen der freien Wirtschaft. Jeder zeigt sich von der besten Seite.

Wir haben ein Anforderungsprofil welches sich natürlich auch nach dem Wertegerüst und den Grundregeln des Vereins richtet. Am Ende spielt natürlich auch ein Tick weit die Mentalität, die Kommunikationsfähigkeit eine Rolle.

Die Entscheidung über den neuen Trainer wird erst nach dem 1860 Spiel bekanntgegeben oder getroffen. Richtig?

Ja, das halte ich auch für selbstverständlich. Wir haben ganz bewusst diese Entscheidung so getroffen. Wir wollten sehr respektvoll mit Uwe Neuhaus umgehen. Deshalb haben wir die Entscheidung drei Spieltage vor Schluss verkündet. Damit Uwe sich vernünftig verabschieden kann, damit sich die Fans vernünftig von Uwe verabschieden können. Ich freue mich auf das 1860-Spiel, obwohl es sicherlich sehr emotional sein wird. Wir verabschieden ja nicht nur Uwe Neuhaus, sondern auch eine Menge „alter Jungs“, die uns lange begleitet haben.

Ich rede auch öffentlich über den neuen Trainer erst, wenn die Saison vorbei ist. Wir sind als 1. FC Union Berlin ein starker Verein geworden in den letzten Jahren. Entscheidungen im Verein hängen nicht von einzelnen Personen ab. Wir haben eine Menge Dienstleistungsabteilungen im Verein, die ihre Aufgaben kennen und auch ohne den neuen Cheftrainer arbeiten können. Wir haben eine sehr gut aufgestellte Scouting- und Analyseabteilung, die arbeitet weiter, denn Anforderungsprofile stellt der Verein auf und nicht ein Einzelner.

Der Verein muss in so einer Beziehung immer die stärkste Position einnehmen. Das ist uns in den letzten Jahren immer ganz gut gelungen.

Es gab ja im Vorfeld eine Personalentscheidung des Trainers zu zwei Spielern, denen nahegelegt wurde, den Verein zu verlassen in der Sommerpause. Adam und Baris. Damals wurde gesagt, dass es nicht auszuschließen sei, dass es im Kader weitere Veränderungen geben könnte. Wird man diese Gespräche, die da ins Auge gefasst sind, erstmal auf Eis legen und das mit dem neuen Verantwortlichen besprechen und vielleicht nochmal überdenken?

Die Entscheidungen, die bisher getroffen worden sind, haben bestand. Wir haben ja keinen Handlungsdruck ohne eine neuen Cheftrainer neue Entscheidungen zu treffen. Die Entscheidung mit Baris und Adam war eine gemeinschaftliche Entscheidung der sportlichen Leitung und der Vereinsführung. Jede sportliche Entscheidung, die kaufmännische Auswirkungen hat, muss natürlich vom Präsidium genehmigt werden.

Wir haben diesen Spielern die Freigabe erteilt. Nicht mehr und nicht weniger. Wir haben den Spielern erlaubt, sich einen anderen Verein zu suchen. Ob sie es tun oder nicht tun, ob sie einen neuen Verein finden oder ob sie in der nächsten Saison noch bei uns sind, ist noch nicht entschieden. Jetzt warten wir ab, wer Cheftrainer wird und wenn der zu uns kommt und gute Argumente hat und sagt, passt auf, überdenkt bitte nochmals eure Entscheidung, werden wir uns seine Argumente anhören und er sich unsere.

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