Man schrieb das Jahr 1976, als wieder ein junger Mann von der Begeisterung gepackt werden sollte. Zwölf Jahre war Matti damals alt, als die Worte fielen, die sein weiteres Leben maßgeblich beeinflussen sollten. Worte, die viele Unioner in ähnlicher Weise irgendwann einmal in ihrem Leben gehört haben und die den weiteren Lebensverlauf so nachhaltig prägen sollten. Im konkreten Fall lauteten diese Worte: „Wenn Du Fußball erleben willst, musst Du zu Union kommen.“ Gesprochen hatten diese Worte damals zumeist Väter, Onkel, große Brüder oder - wie auch in diesem Fall - der Opa. Damit war eine der wichtigsten Richtungsentscheidungen im Leben gefallen.

Nun verhielt es sich bei ihm so, dass ihn gar nicht so sehr eigentliche Fußballspiel interessierte, sondern vor allem das Erlebnis Fußball. Und so hatte er es sich, gemeinsam mit einigen Mitstreitern, zur Aufgabe gemacht, Zeugnisse des Erlebnisses Union zusammenzutragen und für die Nachwelt zu erhalten. Entstanden ist eine kleine, aber feine Sammlung von Kostbarkeiten, der das Trikot von „Bulle“ Sigusch ebenso angehört, wie Baumis Kapitänsbinde oder die erste Union-Trainingsjacke.

Und dann war da noch die Sache mit der Kunst. Es ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, aber es gibt einen inneren Zusammenhang, der die Kunst und das Stadionerlebnis miteinander verbindet - die Freiheit: Das Stadion ist ein Raum der Freiheit, die Kunst ist ein Ausdruck der Freiheit. Matti hat die Freiheit der Kunst genutzt, um die Freiheit des Stadions erfahrbar zu machen - auch wenn man sich gerade nicht in diesem Stadion befindet.

Erinnerungen werden wach an das Fotoprojekt „Eiserne Menschen“ – in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Georg Krause und natürlich an die wunderbare Ausstellung anlässlich des 50. Union-Geburtstages 2016 in der Adlershofer Galerie „Alte Schule“. Mattis Installation von Stadionbauerhandschuhen wird niemand vergessen können, der sie dort oder später noch einmal in der Haupttribüne des Stadions An der Alten Försterei gesehen hat. Die kleinsten Unioner in unseren Reihen blättern derweil heute in dem von ihm liebevoll illustrierten Union-Kinderbuch.

Und nicht zuletzt stammt auch der kleine gezeichnete Weihnachtsmann als Symbol des Weihnachtssingens an der Alten Försterei aus seiner Feder. Matti war Stadionführer, er moderierte das FuMA-Fantreffen und er war mit Herz, Kopf und Seele ein Eiserner Botschafter.

Matti Michalke verstarb nach schwerer Krankheit am heutigen Freitag, dem 18.08.2023 im Alter von 59 Jahren. Seiner Familie und seinen Freunden gilt die aufrichte Anteilnahme des 1. FC Union Berlin. Die Union-Familie trauert um einen sensiblen und kreativen Mitstreiter.