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Interview mit Dirk Zingler

Di, 28. April 2009
Interview mit Dirk Zingler
Auch der Gegner für das Eröffnungsspiel steht bereits fest, es ist die Mannschaft von Hertha BSC. Klar ist damit, dass es in der laufenden Saison kein wirkliches Heimspiel Spiel mehr für Union geben wird. Union-Präsident Dirk Zingler nimmt im Interview für die offizielle Hompage des Vereins dazu ausführlich Stellung.



Herr Zingler, in den letzten Meldungen zu einer möglichen Wiedereröffnung des Stadions war noch von Mitte Mai die Rede. Wie kommt es zu der heute getroffenen Entscheidung?

Die Firma Omnec hatte uns zuletzt den 30. April als Übergabetermin für das fertig montierte Dach benannt. Die anschließenden Arbeiten (Installation der Lautsprecheranlage, Montage der Anzeigetafel etc.) hätten bestenfalls eine Rückkehr zum Regensburg-Spiel, spätestens aber zum Erfurt-Spiel ermöglicht. Nach den vielen logistischen Problemen, die Omnec in den letzten Wochen hatte und bei realistischer Betrachtung des Status quo ist eine Fertigstellung des Daches bis Donnerstag völlig ausgeschlossen. Damit ist unser Zeitplan leider nicht zu halten und wir können in dieser Saison nicht mehr nach Hause zurückkehren.



Wie kam es dazu, dass die geplanten Termine immer wieder verschoben werden mussten?

Wir haben Anfang Juni letzten Jahres mit den Umbauarbeiten begonnen und waren damals sehr optimistisch, nach nur wenigen Monaten wieder zurückkehren zu können. Während der laufenden Arbeiten stellte sich dann heraus, dass das Nebeneinander von Planung und Bau eine ganz besondere Herausforderung ist. Das hatten wir wirklich unterschätzt. Wir haben uns dann immer nur sehr vorsichtig und irgendwann gar nicht mehr zu möglichen Fertigstellungsterminen geäußert. Das war – vor allem gegenüber den Stadionbauern, aber auch den Sponsoren und Fans – gar nicht angenehm. Wir haben aber, das ist mir sehr wichtig, Termine immer nach bestem Wissen und den von der Firma Omnec erhaltenen Informationen und Zusagen benannt.



War die Entscheidung für die Firma Omnec ein Fehler? Mit einer anderen Stahlbaufirma wäre das Dach vielleicht schon längst fertig.

Nein, das ist nicht so! Wir haben unter den vorliegenden Angeboten das ausgewählt, das zum einen unseren finanziellen Möglichkeiten entsprach, zum anderen aber auch zu unseren zeitlichen Vorstellungen passte. Natürlich hatten wir auch Angebote von anderen Firmen und sicher wären uns viele bürokratische und organisatorische Schwierigkeiten erspart geblieben, wenn wir uns für ein deutsches Unternehmen entschieden hätten. Eine Rückkehr in der laufenden Saison wäre dann aber von vornherein schwierig gewesen.



Da es verschiedene Terminzusagen von Omnec gab, wurden ja offenbar mehrere dieser Zusagen nicht eingehalten. Warum hat sich Union da nie öffentlich positioniert und mehr Druck gemacht?

Das hat natürlich mehrere Gründe. Zunächst mal war es auch für Omnec nicht ganz einfach, die endgültige Werksplanung zu erstellen. Dann ergaben sich bürokratische Hürden ( z.B. bei der Erteilung der Arbeitserlaubnisse für die slowakischen Monteure) und organisatorische Schwierigkeiten (z.B. die Prüfung der Werksplanung durch den deutschen Prüfstatiker), für die Omnec verantwortlich war. Irgendwann war das Projekt dann soweit gediehen, dass ein Abbruch der Beziehungen ein völliges Chaos bedeutet hätte. Natürlich haben wir mit Omnec vertragliche Regelungen für den jetzt eingetretenen Fall getroffen. Wir werden diese Dinge aber auch in Zukunft nicht öffentlich austragen, sondern das Projekt gemeinsam zu Ende bringen.



Neben der Dachmontage laufen auch immer noch andere Arbeiten. Wie kommt es, dass auch die Arbeiten, die der Verein verantwortet, noch nicht erledigt sind?

Ganz einfach: Wir haben viel, viel mehr gemacht, als ursprünglich geplant war. Es gibt im Grunde im Stadion eine Grenze zwischen neu und alt. Diese Grenze verschiebt sich immer mehr Richtung neu! Natürlich dauert es auf diese Weise viel länger als ursprünglich geplant, aber es wird auch noch viel schöner. All diese Dinge - neue Zuwegungen und Eingangsbereiche, die Sanierung der Kassenhäuschen, die Renovierung der Toilettencontainer, die neuen Cateringstationen, die neue Beschallungsanlage – hätten wir früher oder später sowieso in Angriff nehmen müssen. Nun erledigen wir das gleich mit, und wir tun es gründlich und nachhaltig. Das Ergebnis wird uns alle begeistern!



Gab es zu dem beschriebenen Weg, der Parallelität von Planung und Bau, keine Alternative?

Dazu sollten wir uns zunächst noch mal an die zeitlichen Abläufe erinnern. Anfang Mai 2008 wussten wir, dass wir im Stadion An der Alten Försterei auf keinen Fall mehr spielen dürfen. Am 15. Mai hat das Bezirksamt Treptow-Köpenick uns mitgeteilt, dass wir einen Baukostenzuschuss in Höhe von 600.000 € erhalten, wenn wir das Stadion selbst umbauen. Der Erbbau-Pachtvertrag wurde im September 2008 unterschrieben und erst im April 2009, nachdem unter anderem rechtliche Einsprüche von Dritten gegen den Vollzug des Vertrages abgewiesen worden waren, vom Abgeordnetenhaus bestätigt. Trotzdem haben wir im Juni 2008 mit der Modernisierung auf eigene Kosten und Bürgschaften begonnen. Bei jedem "normalen" Bauprojekt hätte nach der endgültigen Bestätigung, also im April 2009, die Planungsphase begonnen und mehrere Monate gedauert. Erst danach wäre mit dem Bau begonnen worden. Die Alternative hätte also geheißen, mindestens zwei Spielzeiten im Jahn-Sportpark zu verbringen.

Im Übrigen ist die Außenwahrnehmung auch genau so: Schneller als wir hat eigentlich noch keiner ein Stadion so grundlegend modernisiert, schon gar nicht auf diese Weise. Ungeduldig waren vor allem wir Unioner, aber das ist ja auch verständlich.




Die Entscheidung, nicht mehr in dieser Spielzeit zurückzukehren, steht. Wie geht es Ihnen persönlich damit?

Ich glaube, nach einer solchen Saison und angesichts der letztlich ja doch nahenden Fertigstellung des Stadions sollte man nicht so viel hadern. Persönlich war ich natürlich immer wieder auch enttäuscht, wenn wieder eine Zusage von Omnec nicht eingehalten wurde. Ich habe dieser Enttäuschung aber nie viel Raum gegeben, denn es folgte immer die Überlegung, wie wir die Zeit sinnvoll nutzen können, welche Arbeiten wir noch in Angriff nehmen sollten. Wir, und damit meine ich auch unseren Planer Dirk Thieme, unsere Projektleiterin Sylvia Weisheit, natürlich unsere Stadionbauer und auch die Sponsoren, haben wirklich alles in unserer Kraft stehende versucht, um wenigstens noch ein oder zwei Spiele hier zu sehen. Es hat leider nicht geklappt und jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr mich das wurmt. Es hilft aber nichts, sich davon herunter ziehen zu lassen. In einigen Wochen wird das Stadion fertig und es wird für die Entwicklung des 1. FC Union Berlin in den nächsten 20 – 30 Jahren von fundamentaler Bedeutung sein. Die Dimension dessen, was wir hier geschaffen haben, können wir im Augenblick noch gar nicht ermessen. Das sollten wir uns vor Augen halten, wenn wir darüber reden, ob wir ein paar Wochen oder auch Monate später fertig werden, als erhofft.



Der Eröffnungstermin und der Gegner für das Eröffnungsspiel stehen nun fest. Was passiert bis dahin noch und was erwartet die Unioner an diesem Tag?

Die nun getroffene Entscheidung ermöglicht uns, alle Arbeiten ordentlich abzuschließen. Der geplante Einbau der Rasenheizung wird vorgezogen, so dass der Platz bereits Anfang Juli wieder bespielbar sein wird. Die Unioner können sich jetzt schon auf ein tolles Sommerprogramm freuen. Ohne vorab zu viel verraten zu wollen: Es wird in jedem Fall der heißeste Sommer, den die Alte Försterei bislang gesehen hat... Vorher aber möchten wir unser Stadion der ganzen Stadt, dem Umland, den Unionern, den Fußballfans – eigentlich allen zeigen und uns bei all denen bedanken, die uns geholfen haben, dieses einmalige Projekt zu stemmen. Wir freuen uns über die Zusage von Hertha BSC sehr, denn wir wünschen uns ein Fußballfest für die ganze Stadt. Der Abend des 8. Juli wird ein unvergessliches Ereignis!