Hallo und Eisern gesagt!

Aus aktuellem Anlass: Union-Präsident Dirk Zingler im Interview

So, 31. Januar 2010
Aus aktuellem Anlass: Union-Präsident Dirk Zingler im Interview
Herr Zingler, in letzter Zeit gibt es vermehrt Berichte über das Fehlverhalten von Union-Fans. Wie positioniert sich der Verein dazu?

Ohne die Dinge bagatellisieren zu wollen, muss hier zunächst festgestellt werden, dass es sich bei der scheinbaren Reihe von Vorkommnissen um ganz verschiedene Geschehnisse handelt, bei denen auch ganz unterschiedliche Personen oder Gruppen beteiligt waren. Einzige Gemeinsamkeit: Sie waren offenbar alle als Anhänger des 1. FC Union Berlin erkennbar. Es ist wichtig, dass solche Dinge differenziert betrachtet werden, damit man gezielt gegensteuern kann. Pauschalisierungen helfen hier nicht weiter.
Der Vorfall von gestern beim Hallenturnier ist inakzeptabel! Fußball lebt von Rivalität, tätliche Angriffe sind jedoch eine nicht zu tolerierende Grenzüberschreitung. Der Auftritt im Olympiastadion ist einfach nur peinlich und dämlich zu gleich. Ich stelle mir gerade vor, wir sind im Abstiegskampf und bekommen Besuch aus Charlottenburg, welcher sich so benimmt. Man kann sich bei Hertha nur bedanken, dass sie so besonnen reagiert haben.

Konkret, was passiert mit Personen die gegen unsere Regeln verstoßen?


Ich möchte es gerne einmal grundsätzlich und sehr klar sagen: Wir dulden niemanden in unseren Reihen, der gegen unsere Werte verstößt und das Ansehen des Vereins beschädigt. Wenn Täter ermittelt worden sind, werden wir sie ausschließen und dafür sorgen, dass sie auf unbestimmte Zeit keine Fußballspiele in Deutschland mehr besuchen dürfen. Jeder der dem Verein schadet, von außen oder von innen, ist Feind des 1. FC Union Berlin. Ein Verstecken hinter einer Gruppe wird es nicht mehr geben. Entweder die Gruppe sorgt selbst für Ordnung oder der Verein tut es. Wenn die ganze Gruppe dem Verein schadet, werden wir die Gruppe bekämpfen.
Die große Mehrheit der Unioner hat in den letzten Jahren für wunderbare Schlagzeilen gesorgt. Das positive Bild vom Verein werden wir nicht durch Aktionen Einzelner beschädigen lassen. Wer als Unioner öffentlich in Erscheinung tritt, sollte wissen, dass er mit seinem Verhalten die Wahrnehmung des Vereins beeinflusst. Wir bitten unsere Anhänger deshalb, sich dieser Verantwortung zu stellen und Aktionen, die mit den Werten des 1. FC Union Berlin nicht vereinbar sind, entgegen zu treten.

Was kann ein Verein überhaupt selbst leisten. Für was ist er verantwortlich, wann beginnt und wann endet seine Verantwortung für das Verhalten seiner eigenen Anhänger?

Natürlich stehen wir in der Verantwortung und nehmen diese auch wahr. Wir haben eine gut organisierte Fanbetreuung, arbeiten präventiv und suchen immer wieder das Gespräch zu den organisierten Fangruppen. Wir gestalten seit Jahren eine sehr fanorientierte Vereinspolitik. Fans führen den Verein. Diesen Weg werden wir fortsetzten. Für unseren Zuständigkeitsbereich, also bei unseren eigenen Spielen und Veranstaltungen, arbeiten wir mit eigenem Ordnungsdienst, kümmern uns um Anreisemöglichkeiten zu den Spielen und bereiten jedes einzelne Spiel intensiv vor. Dort gilt es Verfehlungen konsequent entgegenzutreten. Es gehört aber zu einer seriösen Betrachtung der Dinge, seine Grenzen zu erkennen. Wir haben zehntausende Fans und Sympathisanten. Wir können als Verein das Verhalten des Einzelnen in seiner Freizeit nicht kontrollieren oder beeinflussen. Die Verantwortung dafür liegt bei der betreffenden Person selbst, nicht beim Verein. Wir tun was möglich ist, aber auch der Fan oder Sympathisant des 1. FC Union Berlin ist ein Teil der Gesellschaft, mit allen Problemen und Verwerfungen.

Herr Zingler, vielen Dank für das Gespräch.