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"Wir können es kaum erwarten!" - U23-Trainer Theo Gries im Interview

Fr, 04. Juni 2010
"Wir können es kaum erwarten!" - U23-Trainer Theo Gries im Interview
Theo, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Oberliga. Habt ihr euren Erfolg am Samstag noch standesgemäß gefeiert?

Theo Gries: Vielen Dank, ja, natürlich haben wir nach dem Spiel das eine oder andere Getränk zu uns genommen und man kann wohl sagen, dass die Nacht kürzer war als üblich. Aber das hatte sich die Mannschaft auch wirklich verdient, außerdem ist es schön auch mal in einem anderen Rahmen beinander zu sitzen und sich auszutauschen.


Bist du rückblickend zufrieden mit dem Verlauf der Saison?

Theo Gries: Die Frage ist interessant, denn ich habe tatsächlich vor zwei Tagen nochmals die Zielstellung in Augenschein genommen, die wir uns vor der Saison auferlegt hatten. Und es ist nahezu deckungsgleich so gekommen wie wir uns das im Vorfeld vorgenommen haben. Die Mannschaft hat den Aufstieg realisiert, was natürlich das Entscheidende war - aber nicht nur. Ein Ziel war auch jungen Spielern den Sprung in den Profibereich zu ermöglichen und am Beispiel Marcel Hegert und Christopher Quiring kann dieses Vorhaben als erfolgreich umgesetzt bezeichnet werden. Auch talentierte Nachrücker aus dem Juniorenbereich konnten wir an den Männerbereich heranführen und in den Spielbetrieb der U23 effektiv einbauen. Für meine Begriffe war diese Saison insgesamt äußerst erfolgreich.


Im letzten Jahr habt ihr in der Berlin-Liga auch lange Zeit eine gute Rolle gespielt, mit dem Aufstieg wurde es am Ende jedoch nichts. Welche Hebel sind in Bewegung gesetzt worden?

Theo Gries: Zunächst muss man sagen, dass wir auch im letzten Jahr mit einem dritten Platz in der Berlin-Liga ein sehr gutes Ergebnis erzielt haben. Vor allem wenn man die Randbedingungen des letzten Jahres mit in die Bewertung einbezieht war es kein so schlechtes Jahr. Aber es gab doch Unterschiede. Um nur zwei Beispiele zu nennen, muss hier ganz klar die Konstanz der Trainingsbeteiligung genannt werden. Es war wichtig, dass wir es geschafft haben, durch eine bestimmte Anzahl von Spielern in den Trainingseinheiten wettkampfnahe Trainings-Szenarien entwickeln zu können. Durch die Ausweitung des Kaders von 13 auf 20 Spieler, konnten wir auch in der Breite Ausfälle besser kompensieren als im Vorjahr. Auch erwähnen möchte ich die nochmalige Verbesserung der Kooperation mit der Flatow-Oberschule. Hier war es uns möglich in den Wahlpflichteinheiten Fußball die Qualität des Inhalts dieser Lehrveranstaltungen weiter zu verbessern. Da viele meiner Spieler Schüler an dieser Schule sind, hatten wir unter dem Strich zusätzliche Trainingseinheiten, von denen wir direkt profitieren konnten.


Hattest du zu irgendeinem Zeitpunkt mal Zweifel, dass es in diesem Jahr nicht klappen könnte mit dem Aufstieg?

Theo Gries: Diese Zweifel hatte ich wirklich. Man wird schon unruhig, wenn Schlüsselspieler ausfallen und eine große Lücke hinterlassen. Genau das ist uns in der Rückrunde passiert. In der Abwehr spielte bis dato Stephan Gill eine starke Saison und auch Benjamin Weiss war mit sechs Toren am Stück in Topform. Beide wurden uns zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt vom Platz "getreten". Auch die Hartnäckigkeit von Viktoria trug streckenweise zu einer gewissen Skepsis bei. Die haben unsere Schwächephase nach der Winterpause genutzt und sind uns zwischenzeitlich gefährlich nahe gekommen. Der dritte Aspekt ist sicherlich, dass mit Beendigung der Zweitliga-Saison auch der Rückgriff auf die Profis nur noch begrenzt möglich war. Die Jungs haben selbst eine lange Saison in den Beinen, weshalb hier die Regeneration eine wichtige Rolle spielt. Am Ende bin ich sehr glücklich darüber wie es für uns gekommen ist.


Wie wichtig sind Spieler wie Kiyan Soltanpour, die mit bisher 20 Toren immer wieder großen Anteil am Erfolg der Mannschaft haben?

Theo Gries: Stürmer die Tore schießen können sind immens wichtig für eine erfolgreiche Mannschaft, denn ihre Tore beeinflussen das Ergebnis immer ganz direkt. Wenn ich jetzt sage, dass ich mir noch mehr Treffer von Kiyan Soltanpour erwartet hätte, ist das nicht falsch zu verstehen. 20 Treffer - das ist schon eine ordentliche Hausnummer, aber Kiyan ist in seinem jungen Alter noch entwicklungsfähig. Wir haben ja noch drei Spiele, in denen er seine Bilanz weiter ausbauen kann. Bei aller Lobhudelei ist jedoch festzuhalten, dass einzelne Spieler vielleicht in der einen oder anderen Situation herausstechen, aber wir in puncto Teamgeist und Zusammenhalt in dieser Saison vielleicht einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Mannschaften hatten.


Die Konkurrenz in der Oberliga ist stark, teilweise mit ehemaligen Profis besetzt. Wird die Mannschaft in der jetzigen Konstellation in der kommenden Saison wettbewerbsfähig sein, oder gibt es da noch Handlungsbedarf?

Theo Gries: Es wird in jedem Fall Veränderungen geben. Zum Ende der Saison definitiv verlassen wird uns Franz Fitkau. Darüber hinaus laufen Gespräche mit Adrijan Antunovic, der sich erst nach dem Ende der Rückrunde entscheiden wird, ob er bei uns bleibt oder sich für eine andere Option entscheidet. Wir haben offene Gespräche geführt und werden jetzt abwarten müssen. Eminent wichtig ist, dass wir einen erfahrenen Stürmer mit Potenzial von unserem Konzept überzeugen können. Wir haben ein gutes Gerüst beisammen, müssen aber auch festhalten, dass die Mannschaften der Oberliga Spieler in ihren Reihen haben, die über eine starke Physis verfügen. Dort bekommst du nichts geschenkt, daran werden sich meine Spieler gewöhnen müssen.


Wo siehst du Stärken und wo Schwächen der jetzigen Besetzung?

Theo Gries: Über einige Schwächen habe ich ja bereits gesprochen. Uns fehlt im Bereich der Physis noch der eine oder andere Prozentpunkt, des Weiteren hast du in der Oberliga bereits mit gestandenen Fußballern zu tun. Einige haben im Profibereich ihre Erfahrungen gesammelt, da wird von jedem hart gearbeitet werden müssen im nächsten Jahr. Eine zentrale Stärke meiner Mannschaft ist die lange Zeit, die sie in zumindest ähnlicher Zusammensetzung miteinander Fußball spielt. Wir haben einige Spieler schon seit mehreren Jahren bei einander, sowas macht sich selbstverständlich bemerkbar. Daraus ergibt sich eine weitere Stärke, nämlich unser flüssiges Kombinationsspiel. Da konnte in der Berlin-Liga so gut wie keiner mit uns mithalten. Dazu kommt, dass wir in der Lage sind, über die kompletten 90 Minuten ein wahnsinnig schnelles Tempo zu gehen. Wir werden sehen, inwiefern uns diese Qualität in der Oberliga weiterhin Vorteile ermöglicht. Ich bin aber guter Dinge, dass wenn wir unsere Möglichkeiten in die Waagschale werfen, wir auch eine Liga höher mitspielen können.


Auf welche Gegner freust du dich denn jetzt schon ganz besonders?

Theo Gries: Für mich ganz persönlich gibt es da zwei Mannschaften. Tennis Borussia wird wegen der Sicherheitslage ein Stadionspiel werden. Diese Spiele sind eine große Motivation und können uns helfen die wichtigen Punkte auch gegen stärkere Gegner einzusammeln. Dass es diesen Effekt gibt, konnte man sehr gut in der Partie gegen Viktoria sehen. Wenn dich 1.200 Leute nach vorne schreien, dann setzt das Kräfte frei die den Unterschied ausmachen können. Nicht zu vergessen ist ohne Frage die Auseinandersetzung der Oberliga schlechthin. Wenn die erste Mannschaft aus Hohenschönhausen gegen unsere U23 antritt, wird es für viele alles andere als ein normales Oberligaspiel werden. Aber egal gegen wen wir spielen, die Mannschaft hat überaus hart für den Aufstieg gekämpft. Wir freuen uns auf diese Herausforderung und können es jetzt schon kaum erwarten endlich loszulegen.

Theo, vielen Dank für deine Antworten und viel Erfolg für die kommenden Aufgaben.