Körperwärmend & herzerwärmend:
Winter, mollig warm 2025 – ein Resümee
Als am Donnerstag, dem 30. Oktober, die Fanhaustüren öffneten, herrschte sofort reges Treiben. Es war mal wieder Zeit für „Winter, mollig warm“, die jährlich durchgeführte Sammelaktion für bedürftige und obdachlose Menschen in Berlin.
Initiiert von der Fan- und Mitgliederabteilung, genauer gesagt der AG Soziales, ist der seit 2017 stattfindende Aufruf zur Kleiderspende aus dem eisernen Kalenderjahr nicht mehr wegzudenken. Dies ist vor allem auch Doreen Scholz zu verdanken, die gerade in den ersten Jahren federführend die Grundlage legte. Unterstützt wird die Aktion vom 1. FC Union Berlin, der Stiftung „UNION VEREINT. Schulter an Schulter“, dem Fanprojekt Streetwork Alte Försterei sowie dem Wirtschaftsrat 1. FC Union e. V.
„Winter, mollig warm“ ist ganzjährig in den Köpfen vieler Unionfans, die passende Kleidung und nützliche Gegenstände für jene drei Tage im Jahr aufheben. So sagte ein Unioner, der mit seiner Frau vor Ort war: „Wir würden gerne wieder Sachen abgeben. Machen wir jedes Jahr. Und Schrott sammle ich auch schon wieder.“
Mit professioneller Struktur nehmen zum Beispiel Mitglieder der FuMA-AG Soziales, der FCU-Oldies oder des Union-Fanclubs „Grenzenlos Eisern“ Spenden im Minutentakt an. Nach kurzer Sichtung werden die Abgaben nach Kleidungsstück sortiert und auf dem Weg zum entsprechenden Tisch auch auf der Strichliste vermerkt. So kamen allein am ersten Tag bereits 60 große Säcke mit Kleiderspenden zusammen.
Gesondert wurden Hygieneartikel und nützliche Dinge des täglichen Bedarfs gelagert. Nun gibt niemand benutzte Zahnbürsten oder angefangenes Duschgel ab. Nein, aber – und das ist wirklich beeindruckend – nicht wenige Unionerinnen und Unioner tun das, was wichtig ist: im Rahmen der eigenen Möglichkeiten jenen, die es dringend brauchen, Gutes tun. So kaufte zum Beispiel eine Unionerin, die selbst keine Kleidung zum Spenden hatte, für rund 100 Euro Hygieneartikel bei einem Drogeriemarkt ein: Einwegrasierer, Zahnbürsten, Zahnpasta, Duschgel, Deo und vieles mehr. Und damit war sie nicht allein. Ein Unionfan kam und fragte: „Nehmt ihr auch Decken?“ Kaum bejaht, machte er sich mit den Worten „Na dann komme ich gleich noch mal wieder.“ auf den Weg und kam mit Decken zurück.
Egal, an welchem Tag man im Fanhaus vorbeikam: Mit bester Laune und riesiger Dankbarkeit nahmen die ehrenamtlich Engagierten vor Ort jede einzelne Gabe an. Netter Plausch unter Unionern inklusive. Einige haben gar die Erlaubnis ihrer Vorgesetzten erwirkt, früher gehen zu dürfen. Für „Winter, mollig warm“. Für die Sache.
Kleiner Rückschlag – schnell gelöst
Aus dieser Verpflichtung heraus konnte auch ein kurzer Rückschlag, der Ausfall eines Transporters für den Spieltag gegen Freiburg, ausgeglichen werden. Mit Hilfe der Fanbeauftragten für Inklusion und Vielfalt, Yvonne Kalisch-Vonhoff, und von Erik Raasch konnte kurzerhand ein Ersatzfahrzeug bereitgestellt werden. Ein gutes Beispiel, wie Ehrenamt und Hauptamt ineinandergreifen und sich gegenseitig unterstützen können. Für die Sache versteht sich.
So sammelte man in den Stunden vor dem Anpfiff an zwei Abgabestellen im direkten Stadionumfeld weitere Spenden, während tausende Fans ins Wohnzimmer strömten. Wer nun denkt, „Winter, mollig warm“ sei mit dem Schließen von Autotüren beendet, der irrt sich. Nach dem Spiel zog eine große Anzahl an Helferinnen und Helfern umgehend wieder in das dafür bereitgestellte Fanhaus in der Lindenstraße. Die Spenden des Tages mussten noch gesichtet, gezählt und sortiert werden. Bis kurz vor 22 Uhr dauerte der Arbeitseinsatz, ehe ein erster Schlussstrich gezogen werden konnte.
Das Endergebnis
130 Säcke voll mit tausenden gespendeten Kleidungstücken, hunderte Hygieneartikel und 24 gestiftete funktionierende Mobiltelefone. Die genauen Zahlen sind der nachfolgenden Übersicht zu entnehmen:
576 Pullover, 575 Paar Socken, 513 T-Shirts, 406 Jacken, 294 Hosen, 177 Unterhosen, 125 Mützen, 86 Schals, 81 Paar Schuhe, 77 Jogginghosen, 56 Paar Handschuhe, 53 Decken, 53 Unterhemden, 51 lange Unterhosen, 37 Westen,14 Rucksäcke, 14 Schlafsäcke, 12 Isomatten, 10 Gürtel, 9 Kissen sowie 4 Zelte.
Kaum war das Wochenende vorüber, setzten sich die vollbeladenen Transporter in Bewegung: 14 Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet wurden mit fair aufgeteilten Sortimenten versorgt, sodass überall für alle etwas dabei war und man für den kommenden Winter gut aufgestellt ist.
Die Einrichtungen
Die begünstigten Einrichtungen: Notübernachtung Franklinstraße, Charlottenburg; Notübernachtung Johanniter, Kreuzberg; Praxis für obdachlose und bedürftige Menschen, Friedrichshain; Treffpunkt Strohhalm Kleiderkammer, TK; Franziskaner Kloster, Pankow; Unter Druck – Kultur von der Straße e.V., Wedding; Kälteschutz im Mehringhof, Kreuzberg; Tagestreff für Wohnungslose und Bedürftige in Lichtenberg; Sunshinehouse Beherbungsbetrieb GmbH, Neukölln; Berliner Obdachlosenhilfe e.V., Wedding; IB Kälteschutz, Kreuzberg; Kinder-/Jugendhilfe-Verbund BerlinBrandenburg, Neukölln; Evangelische Kirchengemeinde Am Lietzensee, Charlottenburg; Gangway e.V., DropOut-Teams: mobile Teams in verschiedenen Bezirken; Männerobdach Plus, Schöneberg sowie weitere IB-Einrichtungen
Was hängen bleibt, sind aber nicht nur die stolzen Zahlen, die die Unionfamilie mit ihrer Spendenbereitschaft bewirkt hat, sondern vor allem auch die Geschichten dahinter: So gab es nicht wenige, die aus einem traurigen Anlass heraus etwas Gutes getan haben. „Das sind die Sachen meines verstorbenen Mannes. Ich wollte sie nicht wegschmeißen. So haben sie noch einen schönen Zweck.“ Eine andere Unionerin, in Thüringen lebend, nahm extra Kontakt im Vorfeld auf, um ihre Spenden, ebenfalls aus einem Nachlass heraus, bereits drei Wochen zuvor abgeben zu können. Auch das wurde natürlich möglich gemacht. Es bleibt dabei: für die Sache.
Warum eigentlich keine Frauenkleidung?
Vermehrt kam die Frage auf, wieso denn nur Männerkleidung gesammelt wird. Dies hat mehrere Gründe. Einerseits sind von den etwa 8.000 Obdachlosen in Berlin rund ein Viertel Frauen. Der Bedarf an Männerkleidung ist also allein auf Grund der Anzahl höher. Aber es sind auch obdachlose Frauen, die lieber auf Männerkleidung zurückgreifen. Frauen sind oft auch Gefahren ausgesetzt, haben Überfälle und sexualisierte Gewalt zu befürchten. Darum greifen sie gern zur weiteren Kleidung der Männer, um nicht direkt als Frau und vermeintlich leichtes Opfer enttarnt zu werden. Auch bietet weite Kleidung die Möglichkeit, zusätzliche Kleidung darunterzuziehen, um sich den kalten Temperaturen besser widersetzen zu können.
Der Starke hilft dem Schwachen
Dieser Leitsatz des 1. FC Union Berlin und seiner Stiftung gilt auch hier. Wenn hier davon geschrieben wird, es sei alles für die Sache, dann heißt das: für die Menschen. Die Menschen, die es momentan nicht leicht haben, die ihren Platz in der Gesellschaft aktuell nicht in der Form einnehmen können, wie es sein sollte. Die gebeutelt sind von Armut, Sucht oder dem Schicksal. Sie alle verdienen die Unterstützung der Gesellschaft.
Soziales Engagement ist ein hohes Gut und darf nie aufhören. Niemand ist davor geschützt, dass es ihn selbst oder einen geliebten Menschen trifft und man dann ebenfalls auf Unterstützung hofft und angewiesen ist. Dieser Gedanke wird auch in den nächsten Jahren in der Unionfamilie mit ihren vielen sozialen Projekten und Aktionen weiterleben.
Der größte Dank gilt allen Spendern – egal ob Kleidung, gekaufte Artikel oder Geld –, die erneut eine große Unterstützung für bedürftige Menschen ermöglicht haben. Ebenso großer Respekt und höchste Anerkennung gilt allen ehrenamtlichen Unionfans und weiteren Unterstützern, die sich mehrere Tage lang dieser Aktion verschrieben haben. Danke für den Einsatz!