Die zunächst harmlos erscheinende Radtour am gestrigen Nachmittag ist so ein Fall. 30 km sind eigentlich eine gut zu bewältigende Distanz für durchtrainierte Sportler, möchte man meinen. Wenn die Sache jedoch mit einem mehrere Kilometer langen Anstieg endet, wird einem schlagartig klar, was ein Konditionstrainingslager eigentlich bezwecken soll. Das vorher in erster Linie von Lauftrainingslager die Rede war, entpuppt sich mehr und mehr als raffinierter Trick von Fitness-Coach Dirk Keller...

Immerhin gab es am Ende des Tages noch das Bob-Rennen, das eher als Mutprobe zu werten war, denn als Konditionseinheit. Gewonnen hat in "Cool Runnings"-Manier der von den Teamkollegen "Jamaica 1" getaufte Bob mit Mac Younga-Mouhani, Chinedu Ede, Halil Savran und Boné Uaferro an Board.

Heute Morgen ging es dann, erneut per Fahrrad, zur gut 5 km entfernten Skischanze im Kanzlersgrund - hin übrigens weitgehend bergab. Was die Mannschaft dort erwartete kann man schwer beschreiben, wenn man es nicht erlebt hat. Mehrere hundert Stufen hat die sogenannte "Keller-Treppe", die am Auslauf beginnt und am Fuß der eigentlichen Skischanze endet. Gezählt hat sie auch heute keiner, weil man auf dem Weg nach oben jeden klaren Gedanken verliert. Beim Start ist zunächst etwa ein Drittel der Gesamtlänge einsehbar. Im Laufe dieses Drittels taucht dann immer mehr vom Rest der Treppe auf und man braucht schon wahrhaft eisernen Willen, um wirklich im Laufschritt oben anzukommen. Genau vier Mal musste diese Tortur überstanden werden und es haben alle Spieler bis zum bitteren Ende durchgehalten. Als Belohnung winkte ja schließlich die 5 km lange Rückfahrt mit dem Fahrrad - natürlich überwiegend bergauf. Zur Erholung ging es schließlich noch 30 Minuten zum Auslaufen in den Wald. Dann war endlich Mittagspause und die Mittagsruhe nach dem Essen wurde von den meisten Spielern weitgehend im Schlaf verbracht.

Nach dem Kaffeetrinken standen um 16 Uhr endlich wieder die Fahrräder bereit. Ab ging es zum berühmten Oberhofer "Grenzadler", wo ein Mannschaftszeitfahren angesetzt war. Vier Mal musste der Rundkurs mit einer Länger von 5 km absolviert werden, gestoppt wurde natürlich immer dann, wenn der letzte Fahrer einer Mannschaft die Ziellinie überquert hatte. Die Teams waren weitgehend nach Mannschaftsteilen gebildet worden oder nach Alter. Letzteres betraf allerdings nur die vier Youngster Uaferro, Skrzybski, Trapp und Malinowski. Diese Gruppe war es auch, die nach drei Runden knapp in Führung lag. Im letzten Durchgang verloren sie jedoch die entscheidenden Sekunden auf "Team Innenverteidigung". Christian Stuff, Daniel Göhlert, Bernd Rauw und Ahmed Madouni waren am Ende die strahlenden Sieger des Rennens, die mit mannschaftlicher Geschlossenheit überzeugten und sich auch nicht von Biathletin Andrea Henkel aus dem Konzept bringen ließen, die beinahe fröhlich pfeifend ihre Runde auf Rollerskiern drehte - nur etwas schneller als die Jungs auf den Fahrrädern... Als schließlich das letzte Team die Ziellinie überquert und sich - wie alle anderen vorher - ordentlich ausgeflucht hatte, ging es zurück ins Hotel. Mit dem Fahrrad natürlich...