Heute vor 40 Jahren:
Union zum Saisonende 1984/85 Staffelsieger und Aufsteiger in die DDR-Oberliga
Nach dem 1984er Union-Abstieg aus der DDR-Oberliga in der Folge der Relegation gegen die BSG Chemie Leipzig trat die Mannschaft um den neuen Trainer Karl Schäffner in der Saison 1984/85 in der Staffel A der DDR-Liga an.
Zwei solcher Staffeln mit jeweils 18 Vertretungen bildeten das Unterhaus des DDR-Spitzenfußballs. Die Veränderung von zuvor fünf Gruppen mit je zwölf Mannschaften sollte Qualitätsgewinn mit sich führen und bedeutete deutlich höhere Ansprüche auch an die Absteiger. Für einen Sieg wurden zwei Punkte, für ein Unentschieden ein Punkt gegeben.
Leistungsträger wie Lutz Hendel, Waldemar Ksienzyk, Bernd Quade, Lutz Möckel und Harald Lindner hatten den Klub verlassen. Mit Blick auf die im August beginnende Saison vermerkte Joachim Pfitzner in Die neue Fußball-Woche, es hieße Unions Zielstellung, den Wiederaufstieg, zu negieren, wenn man den Klub nicht dafür in Betracht ziehe. Weitere aufstiegverheißende Begründungen als das Formale dieses ausgegebenen Vorhabens führte der Journalist nicht an. Nach Saisonschluss schrieb Hans Günter Burghause in der Fachzeitschrift, es seien „keineswegs nur notorische Pessimisten“ gewesen, die dem 1. FC Union „eine sofortige Rückkehr in die Oberliga nicht“ zugetraut hätten.
Nach dem Spielzeit-Auftakt mit einer 1:2-Niederlage bei den Betriebsfußballern von Aktivist Schwarze Pumpe in Hoyerswerda zeigten sich die Unioner ihrer Favoritenrolle gerecht: sechs Siege, ein Unentschieden bis zur 1:4-Niederlage bei der BSG Energie Cottbus. Darunter: der 5:0-Heimsieg gegen die ebenfalls mit Aufstiegsanspruch in die Meisterschaft gegangenen Babelsberger-Motor-Spieler. Union kam von Platz zehn der Tabelle auf Platz fünf. Dass die Unioner bestätigt gefunden hätten, „daß die Ligazeit keine Zeit des ‚Zuckerschleckens‘ sei, hatte der Heimspielprogramm-Autor bereits vor dem Spiel angemerkt. Von „diesmal entschlossener spielenden“ Berlinern berichtete hinterher Die neue Fußball-Woche. Die Rand-Potsdamer waren als Tabellenerste nach Berlin gekommen. „Trotz des deutlichen Endstandes“, vermerkte Berliner-Zeitung-Reporter Hans Günter Burghause, „gab es bei den neutralen Beobachtern zwiespältige Eindrücke.“ Aber auch „endlich einmal zufriedene Gesichter in den Union-Reihen“ habe er gesehen.
Motor Babelsberg führte im Dezember, am drittletzten Hinrundenspieltag die Tabelle an; Chancen auf die höchste Spielklasse wurden ebenso den Stahl-Eisenhüttenstädtern zugesprochen – sie traten als Tabellenzweiter beim 1. FC Union Berlin, dem Dritten an. Nach dem 6:1-Sieg nahmen diesen zweiten Rang die Unioner ein, den sie nur noch einmal verließen: auf den ersten Platz mit dem Hinrundenabschluss, zunächst aufgrund besserer Torebilanz. Trainer Karl Schäffners Mannschaft hatte daheim 3:0 gegen die Stralsunder-Vorwärts-Elf gewonnen, während Babelsbergs Vergleich bei Schiffahrt/Hafen Rostock 1:1 unentschieden ausgegangen war.
Im März gewannen die Unioner ihre Auswärtsbegegnung 1:0 bei Motor Babelsberg. Als Liga-Rekordkulisse sahen 12.000 Zuschauer, unter ihnen 4.000 Union-Anhänger, das Spiel. „Mit Bravour“ hätten die Berliner sich der schweren Aufgabe entledigt, schätzte die Berliner Zeitung ein, und sie zitierte Karl Schäffner, der nach dem Abpfiff vom „bisher besten Saisonspiel überhaupt“ gesprochen habe. Drei Punkte trennten nun den Ersten vom Zweiten. Auch vier noch folgende Unentschieden der Mannschaft um Kapitän Ingo Weniger brachten auf Rang eins keine Veränderung.
Gegen Dynamo Schwerin liefen die Unioner im Stadion An der Alten Försterei im Mai am 31. der 34 Spieltage auf. Sechs Punkte Vorsprung trennten sie von den Verfolgern Stahl Eisenhüttenstadt und Motor Babelsberg. In Bescheidenheit überschrieben die Union-Programmheftredakteure ihren Text „Die ‚Weiße Weste‘ muß zu Hause erhalten werden – das heißt: ungeschlagen bleiben!“. Die Schweriner waren als Viertletzter angereist.
In der folgenden Ausgabe der Berliner Zeitung wählte Dieter Hobeck die Worte „Union hat es geschafft: Aufstieg!“ für seine Überschrift zum Spielbericht. Die Unioner hatten 1:0 gewonnen und waren nun von ihren Konkurrenten nicht mehr einzuholen – „Die Berliner haben nun einen uneinholbaren acht-Punkte-Vorsprung“ meldete Heinz Florian Oertel im Sportblock der Nachrichtensendung Aktuelle Kamera den Fernsehzuschauern am Spieltagsabend. Dieter Hobeck, selbst Union-Funktionär, ging in seinem Text auch auf die Leistung der Schäffner-Elf ein: rechte Freude habe kaum aufkommen wollen. „Dafür war die Leistung in dieser Begegnung einfach zu gering.“ Spielerisch sei „der nunmehr erneute Oberligist nahezu alles schuldig“ geblieben.
An den letzten drei Spieltagen bilanzierten die Unioner einen 3:1-Erfolg gegen Stahl Eisenhüttenstadt – abschließend Staffelzweiter. Dem Erfolg folgten ein 6:0-Sieg gegen die TSG Bau Rostock und schließlich ein 0:1 bei Vorwärts Stralsund nach zuvor 21 nicht verlorenen Punktspielen. Dem künftigen Oberligisten habe die Niederlage bewiesen, „dass es zum dortigen Niveau noch ein deutlicher Schritt“ sei, „quasi als Warnschuß für die Zukunft in der höchsten Spielklasse“ – so kommentierte Die neue Fußball-Woche.
Die Assistenztrainer Manfred Staender und Karlheinz Burwieck unterstützten Cheftrainer Karl „Karli“ Schäffner. Zum Spielerkader der Saison gehörten die Torhüter Ronny Teuber, Olaf Ladewig, Jörn Dahms und Andreas „Appel“ Hawa. Als Verteidiger wurden Ingo „Sense“ Weniger, Dirk Koenen, Holger Sattler, Peter Wirth, Dirk Ohlbrecht und Stefan Rother aufgeboten. Im Mittelfeld spielten Oliver Klotz, Steffen Borkowski, Henry Treppschuh, Ingo Kimmritz, Heiko Lahn, Peter Riedtke, Uwe Hessel, Marco Roßdeutscher und André Sirocks. Ralf Sträßer, Olaf Seier, Olaf Reinhold, Uwe Borchardt, Lutz Hovest, René Unglaube, Heiner Thomas, Frank Melzer, Bernd Jopek und Dirk Kampfhenkel waren die Angreifer.