2. Bundesliga·Saison 2011/12·33. Spieltag
  • 17undefined. Silvio
  • 26M. Parensen
  • 28T. Mattuschka
  • 47C. Ede
  • 69D. Göhlert
  • 4M. Holst
  • 10T. Semmer
  • 32S. Gusche
  • 54M. Mintal

Wilder geht’s nicht: Union behält im Tore-Rekordspiel gegen Rostock die Oberhand

Der 1. FC Union Berlin hat im letzten Heimspiel gegen Hansa Rostock gewonnen. Im torreichsten Zweitligaspiel der Saison siegten torhungrige Berliner nach 0:2-Rückstand noch mit 5:4 (3:3) gegen durch das Ergebnis sportlich als Absteiger feststehende Mecklenburger.

Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff wurde zunächst Dirk „Kellogs“ Keller, der zwei Jahre lang die Trainingsarbeit im Reha- und Fitnessbereich verantwortete, auf dem Spielfeld verabschiedet. Dann wurde es zum Saison-Heimfinale sportlich richtig turbulent im Stadion An der Alten Försterei. Für Hansa Rostock ging es um das Ergreifen des letzten Strohhalmes im Abstiegskampf. Uwe Neuhaus auf der Gegenseite hatte für seine Mannschaft das ehrgeizige Ziel ausgegeben, die 50-Punkte-Grenze knacken zu wollen. Für dieses Vorhaben konnte Unions Chefcoach im Vergleich zum Spiel in Düsseldorf nach verbüßter Gelbsperre wieder auf die Dienste von Marc Pfertzel bauen. Der Franzose kehrte auf seine angestammte rechte Abwehrseite zurück. Mit dem festen Willen das letzte Heimspiel zu gewinnen und damit die inoffizielle „Ostmeisterschaft“ nach Berlin-Köpenick zu holen, schickte Uwe Neuhaus sein Team im 4 - 4 - 2 mit Raute auf den Rasen:

Glinker – Pfertzel, Göhlert, Parensen, Kohlmann – Karl – Belaid (57. Zoundi), Ede – Mattuschka – Terodde (90. Madouni), Silvio (74. Stuff)

Eine beeindruckende Choreografie hüllte soeben noch das Rund in rot-weiße Farben und dann das: Der erste Torschuss von den akut abstiegsbedrohten Hanseaten wurde zum Prüfstein für Jan Glinker im Union-Gehäuse. Tom Weilandts Schuss konnte Unions Nummer 1 noch ins Toraus klären, die anschließende Ecke köpfte der Ex-Eiserne Dominic Peitz vor die Füße von Matthias Holst, der volley vollstreckte (4.). Die Ostseestädter schienen durch die frühe Führung beflügelt, nutzten den Schwung und erhöhten durch einen abgefälschten Distanzschuss zum 2:0 (10.). Der Doppelschlag nach zehn Minuten! Die Frage war nun, wie  Union mit dieser bitterkalten Dusche umgehen würde. Zunächst erhitzte Schiedsrichter Markus Wingenbach die Köpenicker Gemüter. Kein Pfiff, obwohl nach ruppigem Zweikampfverhalten von Marek Janecka Silvio im Strafraum zu Fall kam. Das schien sich der Brasilianer zu Herzen zu nehmen und revanchierte sich auf seine Weise – mit einem Tor. Eine Hereingabe von Patrick Kohlmann drückte er im zweiten Versuch zum Anschluss über die Linie (17.). Neun Minuten darauf hatte Union den Vorsprung Rostocks egalisiert. Freistoßschütze Torsten Mattuschka servierte für Michael Parensen, der den Hansa-Keeper mit dem Kopf überwinden konnte (26.). Union stürmte weiter und drehte das Spiel. Dieses Mal ahndete Schiedsrichter Wingenbach das harte Einsteigen von Jörg Hahnel gegen Silvio und entschied auf Strafstoß. Kapitän Mattuschka nahm sich der Aufgabe an und hämmerte das Leder unhaltbar in den linken Winkel (28.). Das Spiel gedreht - ein unglaublicher Spielverlauf, aber es wurde noch verrückter: Eine Ecke für Hansa reichte den Norddeutschen, um durch Stephan Gusche zum 3:3 auszugleichen (32.). Eine gute halbe Stunde Spielzeit für sechs Tore - das Eintrittsgeld war zu diesem Zeitpunkt bereits jeden Cent wert. Zumal neben den Toren weitere Chancen für Union zu notieren waren. Allen voran sorgte Simon Terodde mit seinen Schüssen (23./37.) für wildes Durcheinander in der Rostocker Hintermannschaft.  Bei tropischen Temperaturen ging es pünktlich in die Pause.

Die fünfzehnminütige Halbzeit brachte keine Beruhigung des Duells mit sich. Im Gegenteil, mit dem ersten Freistoß nach dem Seitenwechsel erhöhte Union auf 4:3 (47.). Die einstudierte Variante nutzte Chinedu Ede zu seinem fünften Saisontor. Wer dachte, die Begegnung würde von nun an in geordneten Bahnen ablaufen, sah sich jedoch getäuscht. Das „Phantom“ Marek Mintal machte seinem Namen alle Ehre erzielte den neuerlichen Ausgleich (54.).  Man wurde das Gefühl nicht los, dass jederzeit weitere Tore hätten fallen können. So auch durch Silvio, der sich den Ball in der eigenen Hälfte holte und im Solo durch die Rostocker Abwehr spazierte. Sein abschließender Lupf-Versuch war technisch stark, aber letztlich zu ungenau (64.). Wolfgang Wolf reagierte auf den Spielstand und löste die Viererkette zu Gunsten einer zusätzlichen Offensivkraft auf. Beide Mannschaften spulten trotz der kräftezehrenden Wetterverhältnisse ein bemerkenswertes Pensum ab. Sinnbildlich für das außergewöhnliche Spiel geriet die 69. Minute. Im reifen Fußballeralter von 31 Jahren erzielte Daniel Göhlert seinen ersten Zweitligatreffer zum 5:4. Die Vorarbeit kam von Kapitän Torsten Mattuschka und Chinedu Ede, der den Pass indirekt über den Pfosten zum Innenverteidiger spielte. Doch Hansa steckte nicht auf. Manfred Starke schoss zunächst in aussichtsreicher Position neben das Tor und scheiterte kurz darauf an einer Weltklasseparade von Jan Glinker (71./73.). Dann hatte Marek Mintal nochmal die Riesenchance, aber auch in dieser Situation war ein starker Jan Glinker zur Stelle (90.). Im direkten Gegenzug waren Chinedu Ede, Patrick Zoundi und auch Torsten Mattuschka einen Tick zu verspielt für das sechste Tor. Nach dreiminütiger Extrazeit endete das torreichste Zweitligaspiel der Saison mit einem spektakulären 5:4-Sieg für den 1. FC Union Berlin.

„Das war ein unglaublich verrücktes Spiel. Hansa hat gut angefangen, aber wir hatten das Quäntchen Glück, das vielleicht auch der Tabellensituation geschuldet ist. Ich denke, für die Zuschauer war das ein tolles, interessantes Spiel zum Abschluss“, so Uwe Neuhaus, der offensiv nichts zu beklagen hatte, angesichts der vielen Gegentreffer aber schon den Blick in die Zukunft richtete: „Wir müssen uns in der nächsten Saison auswärts und generell in der Defensive stabilisieren. Auch heute gab es zu viele Gegentore. Dort werden wir den Hebel ansetzen“, kündigte Unions Trainer an.

Im letzten Saisonspiel ist der 1. FC Union Berlin am kommenden Sonntag, 06.05.2012 um 13:30 im Stadion der Freundschaft beim FC Energie Cottbus zu Gast.

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Saison 2011/122. Bundesliga

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