Die Zuschauerzahl im Stadion An der Alten Försterei spiegelte die sportliche Brisanz des einstigen Prestige-Duells wieder. 1019 zahlende Union-Fans – der Gäste-Block blieb komplett leer -  sahen einen zu keiner Zeit gefährdeten 4:2-Sieg der U23 des 1. FC Union Berlin gegen die erste Mannschaft des BFC Dynamo. Bei strahlendem Sonnenschein schien schon nach der ersten Hälfte und einer beruhigenden 3:1-Führung alles klar zu sein gegen die desolat spielenden Gäste aus Hohenschönhausen.

Beide Mannschaften hatten unter der Woche viel zu tun. Der BFC stand nach der 0:2-Heimpleite gegen Germania Schöneiche nur noch drei Punkte vor den Abstiegsrängen und damit gehörig unter Druck. Unions U23-Coach Engin Yanova musste zuletzt mit seinem Team zwei Niederlagen einstecken und das nach dem furiosen Auftakt von fünf Siegen in Serie. „Wir sind  gestürzt, jetzt müssen wir eben wieder aufstehen“, so das Credo des Trainers. Dementsprechend stellte Yanova seine  Elf in folgendes, offensiv interpretiertes 4-2-3-1-System:

Pruschke – Polenz, Uaferro, Gill, Trapp – Malinowski (78.Giese), Hoth – Selcuk, Skrzybski, Mrkaljevic (86. Weiss) – Savran

Im Vergleich zum Spiel gegen Malchow nahm Engin Yanova zwei personelle Umstellungen vor. Ricky Djan-Okai, der verletzt fehlte, und Benjamin Weiss machten Platz für Halil Savran und Denis Mrkaljevic. Ohne langes Abtasten gingen beide Teams in die Partie. Schon in der 3. Spielminute musste Robin Hoth einen schnell vorgetragenen Angriff der Gäste mit einem Foul unterbinden und sah folgerichtig die gelbe Karte. Der anschließende Freistoß bedeutete dann auch gleich das 0:1 aus Sicht der Unioner. Tobias Kurbjuweit nahm aus gut 20 Metern Maß und versenkte den Ball im Netz. „Zweete“-Keeper Kilian Pruschke hatte die Finger noch am Spielgerät, konnte aber nicht entscheidend klären. Die Reaktion der Unioner kam prompt. Maurice Trapp köpfte ein Flanke zum 1:1- Ausgleich (7.) und schien den Schalter bei seiner Mannschaft umgelegt zu haben. Das Spiel des BFC erlahmte völlig und die U23 der Eisernen konnte schalten und walten wie sie wollte. Der stark aufspielende Cihan Selcuk verfehlte mit seinem artistischen Volley den Kasten von Daniel Rothe nur knapp (8.). Fast hätten die Gäste sich selbst auf die Verliererstraße gebracht, als Abwehrmann Martin Neubert in bester Torjägermanier in einen Union-Freistoß sprang und den Ball gegen den eigenen Pfosten beförderte. Den Nachschuss von Selcuk konnte der BFC-Schlussmann dann unter sich begraben (16.). Das Flügelspiel der Yanova-Elf stellte die Mannschaft aus Hohenschönhausen immer wieder vor Probleme. Die langsame Verteidigung wurde ein ums andere Mal umspielt. Die Führung für die Hausherren war nur eine Frage der Zeit. Halil Savran hatte diese in der 25. Minute auf dem Kopf, als er eine Ecke von Denis Mrkaljevic nur knapp über den Querbalken beförderte. Besser machte es Cihan Selcuk nur fünf Minuten später. Der niemals zu bändigende Flügelflitzer erhöhte zum mittlerweile hochverdienten 2:1. Die ungemein tiefstehenden Gäste wirkten fahrig und unkonzentriert. Kaum eine Ballannahme wollte ihnen gelingen. Die U23 rannte weiter an und wurde durch ein tolles Tor von Steven Skrzybski belohnt (39.). Mit der Zwei-Tore-Führung ging es dann in die Kabine.

Wer nun ein Aufbäumen der Gäste erwartet hatte, sah sich getäuscht. Der Einbahnstraßenfußball ging weiter. Der BFC wirkte auch in den zweiten 45 Minuten in allen Belangen überfordert und ermöglichte Halil Savran (51.) und Stephan Gill (52.) gute Chancen. Die 56. Minute war dann Spiegelbild für die ganze Partie. David Schimmelpfennig vergab einen der seltenen Angriffe für die Gäste, als er anstatt des Balls nur den Rasen traf und das Leder eher für die Eckfahne als für das Tor von Kilian Pruschke gefährlich wurde. Den hohen Temperaturen war es vermutlich geschuldet, dass die U23 in den letzten Minuten einen Gang herunter schaltete und die Lazic-Elf kommen ließ. Gefährlich wurde es indes nie für die Abwehr um Kapitän Stephan Gill, die über die gesamte Spielzeit einen souveränen Eindruck hinterließ. In der 84. Spielminute machte dann Denis Mrkaljevic endgültig alles klar und unterstrich seine gute Leistung mit dem vierten Tor für seine Mannschaft. Fast schon in der Nachspielzeit angekommen, war es wieder ein Freistoß, der dann letztendlich zum glücklichen Endstand von 4:2 für die Gäste führte.

Trainer Engin Yanova trat mit gemischten Gefühlen zum Trainergespräch nach der Partie an. „Ich freue mich natürlich über den Sieg und bin mir auch über dessen Bedeutung bewusst, aber das letzte Gegentor wurmt mich immer noch. Das war ja fast eine Kopie des ersten Gegentreffers. Bei der Chancenverwertung müssen wir auch noch besser werden. Manche Gelegenheiten haben wir schon fast überheblich vergeben.“, stellte der Coach kritisch fest.

Mit nun 18 Punkten hat sich die Eiserne U23 in der Spitzengruppe festgesetzt und bleibt in Schlagdistanz zur Tabellenspitze.