„Union hat mir immer imponiert“: Der neue U23-Trainer Robert Jaspert im Interview
Der in Australien geborene Robert Jaspert hat als Fußballtrainer die Welt bereist. Ab dem Trainingsauftakt am 01. Juli ist der zuletzt beim FC Vaduz als Co-Trainer von Pierre Littbarski tätige 53-Jährige für die U23 des 1. FC Union Berlin verantwortlich. Im Interview spricht der Molekularbiologe über die sportlichen Ziele in der Regionalliga und weshalb Sebastian Bönig die Idealbesetzung für den Co-Trainer-Posten ist.
Nach interessanten Aufenthalten im Ausland bist du nun wieder in Berlin. Bist du froh darüber?
Wenn man so wie ich in den letzten Jahren viel im Ausland gearbeitet hat, verliert man so ein bisschen die Bindung zur Heimat. Ich bin grundsätzlich froh wieder in Deutschland zu arbeiten. Die Entwicklung des deutschen Fußballs in Bezug auf National- und Vereinsfußball ist wirklich bemerkenswert. Dass es tatsächlich Berlin geworden ist, wo ich meine ersten Schritte als Trainer überhaupt gemacht habe, ist umso schöner.
Du warst früher Molekularbiologe am Robert-Koch-Institut. Wie kamst du von diesem Beschäftigungsfeld eigentlich zum Fußball?
Im Fußball bin ich schon mein ganzes Leben aktiv. Zunächst habe ich selbst gespielt. Als der Punkt kam, wo ich älter wurde, hat mich Uwe Jahn, damaliger Trainer von Tennis Borussias U23, gefragt, ob ich Interesse hätte, als spielender Co-Trainer zu fungieren. Später verließ er den Verein und ich übernahm sein Amt. Parallel bekam ich dann die Stelle des Co-Trainers der Profis angeboten. Es war also ein gleitender Übergang. Irgendwann war es nicht mehr möglich alles zusammen zu machen. Ich musste mich entscheiden und bin danach gegangen, was mir am meisten Spaß macht und meine eigentliche Berufung ist.
Als Urgestein des Westberliner Fußballs nun U23-Trainer bei Union, wie kam diese Konstellation zustande?
Ich kenne Herrmann Andreev schon einige Jahre. Zudem ist der 1. FC Union Berlin immer ein Verein gewesen, der mir imponiert hat. Dass es ein besonderer Klub ist, blieb mir schon in meiner Zeit bei Tennis Borussia nicht verborgen. Seit dem hat sich hier viel entwickelt und Union ist nun der zweite Profi-Verein in der Stadt. Das macht die Arbeit zu einer wirklich reizvollen Aufgabe. In den ersten Gesprächen mit den Verantwortlichen habe ich gemerkt, dass wir eine Sprache sprechen. Mit dem Anspruch junge Spieler für den Profibereich zu entwickeln und guten Fußball zu spielen kann ich mich einhundertprozentig identifizieren.
Beim Sieg gegen die U23 von Hertha BSC warst du aufmerksamer Beobachter. Wie waren die ersten Eindrücke?
Ich glaube alle jungen Spieler in der Mannschaft haben Potenzial. Es ist meine Überzeugung, dass im Kader einer U23 immer Spieler ihren Platz haben sollten, die die Voraussetzungen mitbringen im Profifußball Fuß fassen zu können. In dem Spiel gegen Hertha BSC, die bereits über mehrere Jahre etablierter Bestandteil der Regionalliga sind, hat Union als Aufsteiger guten Fußball gespielt und war besser. Das hat mir gefallen und zeigt, dass die Arbeit des Nachwuchsleistungszentrums auf dem richtigen Weg ist.
Mit Sebastian Bönig wirst du einen Co-Trainer an deiner Seite haben, der den Verein wie seine Westentasche kennt. Wie bewertest du das?
Das ist ein absoluter Vorteil. Sebastian hat als Co-Trainer der U19 nachweisbar gute Arbeit abgeliefert. Als ich gefragt wurde, habe ich gesagt, dass es mein absoluter Wunsch wäre mit ihm zusammen zu arbeiten. Es gab auch vorher schon Berührungspunkte, da ich seinen Bruder Philipp bereits aus meiner Zeit in Duisburg kenne. Ich wollte einen jungen Co-Trainer haben, der sich mit den Strukturen im Verein gut auskennt. Ich denke, Sebastian ist daher die Idealbesetzung.
Worin siehst du die Herausforderung die U23 eines Zweitligisten zu trainieren?
Der größte Unterschied zur Arbeit mit einer ersten Mannschaft ist sicherlich, dass zugearbeitet wird. Dazu gehört, dass man neben den Nachwuchsspielern im Verein auch talentierte Spieler der Region findet und aufbaut. Wenn es gelingt einen jungen Mann in den Profikader hineinzubringen, dann ist das die größte Belohnung für unsere Arbeit. Allerdings wollen wir auch Spiele für uns entscheiden. Fußball besteht aus der Freude des Gewinnens. Deshalb werden wir auch versuchen erfolgreich Fußball zu spielen.
Wie wird die Zusammenarbeit mit Uwe Neuhaus aussehen, gab es auf dieser Ebene bereits Gelegenheit für einen Austausch?
Ja, den gab es bereits. Bevor der Verein und ich uns auf eine Zusammenarbeit geeinigt haben, hatten Uwe Neuhaus und ich ein sehr kollegiales Gespräch, das ich als sehr positiv empfunden habe. Die Ausrichtung unserer Trainingsarbeit in der U23 wird sich an den Erfordernissen der Profis ausrichten. Dazu gehört unter anderem auch der Einbau von verletzten Spielern, die sich wieder an den Kader von Uwe Neuhaus heranarbeiten. Deshalb ist ein regelmäßiger Informationsaustausch grundlegend wichtig.
Nach den zahlreichen Abgängen ist die Zusammenstellung der Mannschaft sicher eine spannende Aufgabe. Wie geht die Kaderplanung voran?
In erster Linie vertrauen wir unserem eigenen Nachwuchs. Darüber hinaus bemühen wir uns aber auch um Talente aus Berlin und Brandenburg. Verzichtet wird dabei auf das Konzept der älteren Führungsspieler, was ich gut finde. Es geht darum Spieler zu finden, die im Nachwuchsbereich in den höchsten Spielklassen aktiv sind und von denen wir glauben, dass sie perspektivisch in der Lage sind, die Profimannschaft von Uwe Neuhaus zu verstärken. Es wäre im jetzigen Moment jedoch voreilig Namen zu nennen.
Wie sieht aus Sicht des Trainers der ideale Saisonverlauf im nächsten Jahr aus?
Man muss realistisch sein. Wir messen uns in der Regionalliga mit ersten Mannschaften von ambitionierten Vereinen wie Carl Zeiss Jena oder dem 1. FC Magdeburg. Das ehrgeizige Ziel ist aber trotzdem der einstellige Tabellenplatz. Optimalerweise schaffen wir es darüber hinaus mit guten Leistungen den einen oder anderen Spieler in das Blickfeld der Profis zu rücken.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!